STUVA-Tagung 2019 setzt neue Maßstäbe
Zum dritten Mal hintereinander hat die Veranstaltung für Tunnelbauer und Tunnelbetreiber einen neuen Besucherrekord zu verzeichnen: Mehr als 2.000 registrierte Tagungsteilnehmer bei der STUVA-Conference und zahllose Fachbesucher auf der rund 3.200 m² großen Netto-Ausstellungsfläche (7.000 m² brutto) der gleichzeitig stattfindenden STUVA-Expo haben auch in diesem Jahr für eine tolle Atmosphäre gesorgt. Die STUVA sagt allen Vortragenden, Ausstellern, Teilnehmern, Fachbesuchern und vor allem den zahlreichen Sponsoren herzlichen Dank für drei eindrucksvolle Tage voller neuer Kontakte, hochinteressanter Vorträge und Produktpräsentationen.
Am Puls der Zeit: das ist die STUVA-Tagung
Die intensive Atmosphäre der STUVA 2019 war bereits während der Eröffnungsreden deutlich spürbar. Im bis zum letzten Platz besetzten großen Vortragssaal „Harmonie“ der Frankfurter Messe begrüßte als erster der Vorsitzende des STUVA-Vorstandes Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Ziegler die Tagungsteilnehmer. Er wies nachdrücklich auf die besonderen Chancen und großen Anforderungen der anstehenden ökologischen Verkehrswende für Ingenieure im Tunnelbau und in der gesamten Verkehrsbranche hin. Für die Verkehrsprojekte der Zukunft sieht Ziegler die Branche gut gerüstet: „Die fortschreitende Forschung und die Möglichkeiten moderner Technik lassen immer herausforderndere und vielfältigere Projekte realisierbar werden“. Jetzt aber sei „die Politik gefordert, geeignete und an der Sache orientierte Rahmenbedingungen zu schaffen, die über den nächsten Wahltermin hinaus Bestand haben“. In eine ganz ähnliche Richtung zielte das anschließende Grußwort von Professor Knut Ringat, der die STUVA-Tagungsteilnehmer im Namen der Region Frankfurt/RheinMain begrüßte. Er sieht die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur als drängendste Herausforderung unserer Gesellschaft an und wies auf die besondere Bedeutung des ÖPNV und die zahlreichen laufenden Ausbaumaßnahmen der Infrastruktur in der Region Frankfurt/RheinMain hin. Gateway Gardens, der viergleisige Ausbau der S-Bahnstrecke Frankfurt West – Friedberg oder die Nordmainische S-Bahn von Frankfurt-Ost nach Hanau seien wichtige Meilensteine beim Ausbau der regionalen Infrastruktur. „Doch bereits heute wissen wir, dass die vielen Infrastrukturmaßnahmen, an denen wir derzeit arbeiten, nicht ausreichen werden, um der stetig wachsenden Zahl von ÖPNV-Nutzern auch in 20 oder 30 Jahren noch ein adäquates Angebot zur Verfügung stellen zu können“, so Ringat. Grundübel seien seiner Ansicht nach die viel zu langen Planungs- und Genehmigungszeiten für Infrastrukturprojekte. „Um die Verkehrswende zu schaffen, brauchen wir zum einen zusätzliche Investitionsmittel und zum anderen eine wesentliche Beschleunigung der erforderlichen Planungsverfahren“, forderte er. Das nächste Grußwort kam von Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Er hob die zunehmende Bedeutung des Tunnelbaus für die Verkehrsinfrastruktur hervor: „Tunnel verbrauchen weniger Fläche, sie zerschneiden keine Biotope, und sie verursachen auch weniger Lärm als Straßen und Schiene unter freiem Himmel. Ohne solche Bauwerke ließen sich in hochverdichteten und -beanspruchten Räumen kaum noch Verkehrsprojekte verwirklichen“, zeigte sich Deutschendorf überzeugt. So seien bei den Einzelprojekten des Maßnahmenpakets „FrankfurtRheinMainPlus“ zahlreiche Tunnel anzulegen und mit dem angedachten Konzept eines Fernbahntunnels für Frankfurt zeichnet sich bereits das nächste Großprojekt am Horizont ab. Zahlreiche Tunnel sind auch von der Landesstraßenverwaltung Hessen Mobil geplant. Zu den bislang 16 Straßentunneln kommen demnächst fünf hinzu, die bereits im Bau sind, neun weitere befinden sich in der Planung.
STUVA-Preis 2019 für Felix Amberg
Für sein bisheriges Lebenswerk wurde der Präsident der Schweizer Amberg Group Dipl.-Ing. Felix Amberg mit dem renommierten STUVA-Preis ausgezeichnet. Seit 1986 ist er im vom Vater gegründeten Ingenieurbüro tätig und übernahm 1995 dessen Leitung. Entscheidend für die Preisverleihung war der Jury, dass Felix Amberg immer die Nutzung des unterirdischen Raums vorantreibt, ohne dabei nur auf seinen eigenen Geschäftserfolg zu blicken. So war er Schatzmeister und aktives Vorstandsmitglied der ITA und maßgeblich an der Gründung von ITA-COSUF (Committee on Operational Safety of Underground Facilities) beteiligt und zeigt als Mitglied und Sekretär des Stiftungsrates der ITA-CET (Committee on Education an Training), dass ihm die Ausbildung des Nachwuchses im Tunnelbau und-betrieb ein ganz besonderes Anliegen ist. Als Würdigung für das bereits geleistete und als kleiner Ansporn für die Zukunft verdient er nach Ansicht der Jury den diesjährigen STUVA-Preis.
Bemerkenswerter Eröffnungsbeitrag von Alt-Bundeskanzler Dr. h.c. mult. Gerhard Schröder
Mucksmäuschenstill war es, als der deutsche Bundeskanzler a. D. ans Rednerpult trat, um seine Gedanken zum Thema „Politische und wirtschaftliche Perspektiven in Deutschland und Europa“ vorzutragen. Als bekannt guter Redner fiel es ihm leicht, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen und den Blick für das Große und Ganze zu öffnen. Auch er sieht die Notwendigkeit, die heimische Infrastruktur „wieder auf Vordermann zu bringen“. Deutschland müsse sich endlich zu seiner Verantwortung als ökonomische Führungsmacht bekennen und gemeinsam mit Frankreich für Europa eintreten. Ein starkes Europa sei nicht nur die richtige Antwort auf US-Präsident Trumps „America First“-Rhetorik, sondern helfe auch im Wettbewerb beispielsweise mit China, das gerade auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz beeindruckend vorangekommen sei. Deutschland müsse in das investieren, was für die Zukunft wichtig ist. „Sonst werden wir von anderen Staaten überholt; die Chinesen kommen dann mal zu Besuch, um sich das neue Disneyland anzusehen“, so der Altkanzler. Der anhaltende Applaus nach seiner Rede lässt vermuten, dass Herr Schröder mit seinen Ansichten nicht ganz alleine dasteht.
Parallele Vorträge für Tunnelbau und Tunnelbetrieb
Derart eingestimmt durch Eröffnungsreden und STUVA-Preisverleihung konnte anschließend die "eigentliche" Tagung beginnen. Während die Tunnelbauer den großen Sitzungssaal Harmonie weiter nutzten, begann die Vortragsreihe für den Tunnelbetrieb in einem etwas kleineren Nebensaal. Schlag auf Schlag folgten den ganzen Dienstag und Mittwoch über 60 Einzelvorträge zu den unterschiedlichsten Themen. Bei den Tunnelbauern standen am Dienstag zunächst internationale Großprojekte im Fokus: Baulogistische Besonderheiten beim TBM-Vortrieb des Brenner-Basistunnels, Value Engineering beim Semmering-Basistunnel und die Besonderheiten beim Thames Tideway Tunnel waren gemeinsam mit Vorträgen rund um das Großprojekt Stuttgart 21 die Topthemen des Dienstagvormittags. Nach der Mittagspause drehte sich hier alles um aktuelle Entwicklungen in der Tunnelvortriebstechnik. In der Vortragsveranstaltung für den Tunnelbetrieb ging es am ersten Tagungstag um die Themen Betriebssicherheit, Lüftung und Energieversorgung, bevor anhand von aktuellen Projekten wie der U5 in Hamburg die Bedeutung der U-Bahnen für die Stadtentwicklung beleuchtet wurde. In einem letzten Block ging es dann um das Krisen- und Katastrophenmanagement und Gefährdungs- und Widerstandsanalysen für U-Bahnsysteme.
Vortragswettbewerb Junges Forum
Der späte Nachmittag gehörte dann ganz alleine dem Nachwuchs unter den Ingenieuren. Wie in den Vorjahren traten im Rahmen des Jungen Forums auf der großen Bühne Nachwuchskräfte mit Vorträgen zu Themen aus ihrer noch jungen Karriere gegeneinander an. Sämtliche Tagungsteilnehmer waren dazu aufgerufen, in geheimer Wahl die beste Präsentation zu bestimmen. Alle Teilnehmer am Wettbewerb konnten mit interessanten Themen und gelungenen Präsentationen überzeugen. Den STUVA-Nachwuchspreis entschied aber schließlich Ivan Popovic, M. Sc. vom Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb der Ruhr-Universität Bochum knapp für sich. Sein Vortrag „Neue Trennmethode für gebrauchte Bentonitsuspensionen: Feinkornabtrennung mittels Elektroagulation – Laborversuche, Prototyp, Baustellenimplementierung“ konnte die meisten Stimmen für sich verbuchen. Der diesjährige STUVA-Nachwuchspreis beinhaltet eine Reise zu den außergewöhnlichen Tunnel-Baustellen des Megaprojekts Wasserkraftwerk Alto Maipo in Chile. Aber auch die Zweitplatzierte des Jungen Forums Alena Conrads, M. Sc. von Wayss & Freytag Ingenieurbau AG ging nicht leer aus. Sie wurde mit dem gemeinsam von STUVA und der InnoTrans, Berlin gestifteten und zum ersten Mal vergebenen InnoTrans Career Award für ihren Beitrag „Wartungsplanung für Abbauwerkzeuge beim Schildvortrieb unter Berücksichtigung der Unsicherheiten bei der Verschleißprognose – Prozesssimulation, Sensitivitätsanalysen, Optimierungen“ ausgezeichnet. Die STUVA gratuliert den Preisträgern aufs Herzlichste.
STUVA-Expo auf 7.000 m² Ausstellungsfläche
Nicht mehr wegzudenken ist die tagungsbegleitende STUVA-Expo. Was vor Jahrzehnten mit einigen wenigen Ständen begann, hat sich zu einer der größten Fachmessen für Dienstleister und Hersteller von Tunnelbautechnik entwickelt. Gerade auf den Tunnelbau und -betrieb spezialisierte Unternehmen finden als Aussteller bei der STUVA-Tagung leicht neue Kunden, hat doch die STUVA ein wirklich sachverständiges Publikum mit einer hohen Entscheiderdichte zu bieten, wie es sonst wohl nur schwerlich auf ähnlichen Veranstaltungen anzutreffen ist. Auf der STUVA-Tagung erreicht man mit einem eigenen Messestand genau die Menschen, die man auch erreichen möchte. Für die Tagungsteilnehmer ist diese Leistungsschau der Branche die ideale Ergänzung zu den vielen hochkarätigen Vorträgen. Darüber hinaus hat sich die Entscheidung der STUVA, die Ausstellung nicht nur für reguläre Tagungsteilnehmer zu öffnen, sondern registrierten Fachbesuchern kostenlosen Eintritt zu gewähren, auch in diesem Jahr wieder voll ausgezahlt. Rund 800 zusätzliche Messebesucher konnten so für die STUVA-Expo generiert werden. Die rund 200 Aussteller konnten sich also über leere Stände oder fehlende Kundenkontakte nicht beklagen. Selbst während der Vortragsreihen war an beiden Tagen ein dichtes Gedränge in den Gängen der großen Expohalle zu verzeichnen, und so waren auch bei den Ausstellern eigentlich nur zufriedene Gesichter zu verzeichnen.
Stimmungsvoller Festabend
Der traditionelle Festabend am ersten Tag der STUVA-Tagung hat sich in den letzten Jahren zu einem der absoluten Highlights der Veranstaltung entwickelt. Mit 1.500 Sitzplätzen war der gebuchte Festsaal deutlich größer als in den Vorjahren und doch waren bereits Wochen vor der Tagung alle Karten vergriffen. Entsprechend groß war der Andrang schon beim einleitenden Sektempfang, der auch in diesem Jahr wieder von der Firma TPH-Bausysteme gesponsert worden war. Die Köstlichkeiten vom reichhaltigen Buffet und leckere Getränke ließen die Stimmung auf dem Festabend schnell steigen. Der kurze, aber äußerst beeindruckende Show Act „LED-Tänzer“ trug ebenfalls zur hervorragenden Stimmung bei. Wie in den vergangenen Jahren zeigte sich, dass die entspannte Atmosphäre auf dem Festabend die ideale Gelegenheit bietet, sich mit alten Bekannten auszutauschen und neue Kontakte zu schließen. Bis weit in den frühen Morgen waren noch zahlreiche Gäste anwesend, die sich erst dann zum Gehen überreden ließen, als gegen 03.00 Uhr das Freibier versiegte, nachdem die „Keller-Bar“ des Sponsors Keller Grundbau bereits völlig abgebaut und das Saallicht eingeschaltet worden war.
Anspruchsvolles Vortragsprogramm auch am zweiten Tag
Trotz der für einige Tagungsteilnehmer sehr kurzen Nacht begann der zweite Tag schon um 09.00 Uhr mit einem reichen Vortragsprogramm. Im Segment Tunnelbau wurden insgesamt sechs Themenblöcke mit zahlreichen Vortragenden abgearbeitet. Tunnelbau in quellendem Baugrund, Baugrundvereisung, Tunnelausbau und Abdichtung sowie abschließend vorgestellte neue Bauvertragsmodelle waren hier die Themengebiete des zweiten Tages. Bei den Tunnelbetreibern standen zunächst mehrere Vorträge zum Thema BIM-Anwendungen im Fokus, bevor mit Brandschutz und Sicherheit sowie besonderen Planungsaspekten auch dieses Segment seinen Abschluss fand. Die letzte Session der STUVA-Tagung fand dann wieder für alle gemeinsam im großen Saal „Harmonie“ statt. Im sogenannten „Heimatblock“ dreht sich traditionell auf jeder STUVA-Tagung alles um Bauvorhaben und Besonderheiten des aktuellen Tagungsortes. Dieses Jahr war das übergeordnete Thema dieses abschließenden Vortragsblocks dementsprechend „Unterirdisches Bauen in der Region Frankfurt. Bevor gegen 18.00 Uhr der Vorsitzende des STUVA-Vorstandes Prof. Martin Ziegler zum letzten Mal das Mikrofon ergriff und mit seinem Schlusswort die Vortragsreihe der STUVA-Tagung 2019 für dieses Jahr beendete.
Handverlesene Exkursionen am Abschlusstag
Mit dem Ende der Vorträge und dem Abbau der STUVA-Expo war die STUVA-Tagung noch nicht vorbei. Am dritten Tag standen für die Tagungsteilnehmer technische Fachbesichtigungen zur kostenlosen Teilnahme an. Leider ist für viele Tagungsteilnehmer die Zeit knapp bemessen und so traten viele schon am Abend des zweiten Tages die Heimreise an. Das ist bedauerlich, denn so entgehen einem wirklich außergewöhnliche Exkursionen, die man in dieser exklusiven Form nicht so einfach wiederholen kann. In diesem Jahr konnten die Teilnehmer wählen zwischen einer Besichtigung des Frankfurter Flughafens, der Verkehrsleitzentrale Hessen, des Rettungs- und Trainings-Center der Feuerwehr Frankfurt, der Frankfurter Stadtbahnzentralwerkstatt und der Baustelle der neuen Schiersteiner Brücke. Außerdem führte eine Exkursion zur Teilchenbeschleunigeranlage FAIR nach Darmstadt. Unumstrittenes Highlight dieses Jahr war aber die unterirdische TVM-Baustelle des U5-Projekts Europaviertel in Frankfurt. In insgesamt acht Kleingruppen wurden die Teilnehmer zur EPB-Schildmaschine unter Tage geführt, die derzeit wegen Wartungsarbeiten am Schild mitten im 830 Meter langen unterirdischen Streckenabschnitt steht. Die Projektingenieure der Fa. Porr, die diesen Vortrieb im Alltag umsetzen, haben es sich nehmen lassen, die Teilnehmer persönlich über die Baustelle und die Vortriebsmaschine zu führen und keine Fachfrage unbeantwortet zu lassen.
Auf Wiedersehen in Karlsruhe zur STUVA 2021
Auch wenn jetzt mancher traurig ist, dass es schon wieder vorbei ist und die STUVA-Tagung ja nur alle zwei Jahre stattfindet: Nach der STUVA-Tagung ist vor der STUVA-Tagung! Und so steht auch schon der Veranstaltungsort für die STUVA 2021 fest. In zwei Jahren gibt es ein Wiedersehen in Karlsruhe. Natürlich wird sich dort alles um die im Bau befindliche innerstädtische U-Bahn "Kombilösung Karlsruhe mit Südabzweig" drehen. Wir von der STUVA setzen alles daran, die Zeit bis dahin gut zu nutzen und wieder eine Tagung vorzubereiten, die in dieser Form einmalig ist. Versprochen!