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STUVA-Forschung: U-THREAT-Großübung in Lyoner U-Bahn

Mitten in der Nacht bleibt im U-Bahn-Tunnel unter Lyon ein Zug mit 80 Personen an Bord liegen – Rauch entwickelt sich. Es gilt, die Fahrgäste schnell und sicher ins Freie zu bringen. Die lange geplante Großübung in der französischen Metropole fand im Rahmen des deutsch-französischen Forschungsprojekts U-THREAT statt, das von der STUVA koordiniert wird. Gemeinsam mit dem lokalen Lyoner Verkehrsunternehmen und der Feuerwehr sammelten die Forschenden nicht nur wichtige Erkenntnisse über das Verhalten von Fahrgästen, Personal und Helfern in einer solchen Extremsituation. Sie überprüften auch neue Hilfsmittel wie eine spezielle App, mit der die Selbstrettung verbessert werden kann.

Die Großübung fand während der nächtlichen Betriebsruhe vom 08. auf den 09. Oktober 2019 in der U-Bahn von Lyon statt. In dem Übungsszenario kommt ein Zug zwischen den beiden Haltestellen „Place Jean Jaurès“ und „Debourg“ mitten im 700 m langen Tunnel zum Stehen. An Bord befinden sich 80 Fahrgäste, die sich aus dieser bedrohlichen Situation trotz Rauchentwicklung sicher und schnell selbst retten sollen. Zwei verletzte Personen müssen von der Feuerwehr gerettet werden. Die detaillierte Vorbereitung der Übung war im Vorfeld von dem französischen Verkehrsunternehmen und Forschungspartner KEOLIS Lyon ausgearbeitet worden.

Hauptziel der Übung war es, neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Selbst- und Fremdrettung zu erhalten. Ein besonderer Fokus lag auf der Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren: Fahrgäste, Fahrpersonal, Disponenten in der Leitzentrale und Rettungskräfte. Dabei wurden vor allem die vorher im Forschungsprojekt entwickelten Ansätze zur Steigerung der sogenannten nutzerbezogenen Resilienz getestet, d. h. Maßnahmen zur Selbsthilfe in Krisensituationen. Dazu zählen beispielsweise technische Unterstützungssysteme in Form von Smartphone-Apps, die auch für Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkung geeignet sind. Nicht oft ergibt sich die Gelegenheit, solche Lösungen in einer realen Umgebung zu testen und zu evaluieren. 

Im Anschluss an die Übung wurden die Rückmeldungen aller Fahrgäste, Feuerwehrleute und der zahlreichen Beobachter aus dem Forscherteam zusammengetragen. Mit der wissenschaftlichen Aufbereitung der ersten Eindrücke wurde noch in der Nacht begonnen. Sämtliche Erkenntnisse werden in den nächsten Wochen detailliert ausgewertet und in die weitere Projektarbeit einfließen.

„U-THREAT – Resilienz unterirdischer ÖPNV-Systeme zur Gewährleistung der Verfügbarkeit“ ist ein von der STUVA koordiniertes Forschungsprojekt, das vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der französischen Agence Nationale de la Recherche (ANR) im Rahmen einer bilateralen Kooperation im Bereich „Forschung für die zivile Sicherheit“ von 2017 bis 2020 gefördert wird.

Projektpartner sind neben der STUVA die Ruhr-Universität Bochum, PTV Planung Transport Verkehr AG, Berlin, INIT Innovative Informatikanwendungen in Transport-, Verkehrs- und Leitsystemen GmbH, Karlsruhe, CETU Centre d’Etudes des Tunnels, Bron (Frankreich), ARCADIS France, Le Plessis-Robinson (Frankreich), IFSTTAR Institut français des sciences et technologies des transports, de l'aménagement et des réseaux, Bron (Frankreich), KEOLIS, Lyon (Frankreich). Als Assoziierte Partner sind beteiligt: Hamburger Hochbahnwache, Hamburg, VDV – Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, Köln, Sytral, Lyon (Frankreich), STRMTG, Saint Martin d’Heres (Frankreich).

Weitere Informationen zum Projekt U-THREAT finden Sie hier: www.u-threat.com

Letzte Instruktionen an die 80 beteiligten Fahrgäste
Künstliche Verrauchung des U-Bahntunnels
Vorbereitung der Lyoner Feuerwehr auf den Rettungseinsatz
Deutliche Verrauchung der angrenzenden Haltestellen
Realitätsnahe Situation für die Feuerwehr: annähernde Dunkelheit und beengte Platzverhältnisse
Auswertung der ersten Erkenntnisse bereits auf dem Bahnsteig
Ansprechpartner
Dr.-Ing. Christian Thienert
STUVA e.V.
+49 221 59795-24
+49 221 59795-50